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Büssingbusse im Göttinger Stadtverkehr
Eine Erfolgsgeschichte über Jahrzehnte

von Andreas John

Es begann im Jahr 1926, als der sehr aktive Unternehmer Ernst Kulp, der schon Fuhrwerke, einen Krankenwagen, einen Bestattungswagen und die heute noch vorhandenen Garagen in der Oberen Karspüle betrieb, einen ersten Kraftomnibusverkehr zunächst auf einer Linie von der Dahlmannstraße zum Stadtfriedhof fahren ließ. Aufgrund der guten Rentabilität wurde bald eine zweite Linie von Weende nach Geismar eröffnet.
Briefkopf Kulp
Ernst Kulp
Hierbei setzte Kulp (links) insgesamt drei Omnibusse der Firma Büssing ein. Es handelte sich um die Typen III GL (2x) und IV GL (1x). Die Fahrzeuge wurden in den heuten noch vorhandenen Hallen in der Oberen Karspüle abgestellt (rechts).

Nach Verhandlungen mit Ernst Kulp erwarb die Stadt Göttingen die vorhandenen Konzessionen. Auch wurden die drei vorhandenen Omnibusse durch den neu gegründeten Städtischen Kraftwagenbetrieb übernommen.

Am 27. September 1927 wurde der Linienverkehhr durch das städtische Unternehmen zwischen der Innenstadt, Grone, Geismar und Weende aufgenommen.

In dasselbe Jahr fällt dann auch die erste Neubeschaffung eines Omnibusses der Firma Büssing vom Typ III GLn (unten).
Bushallen  
III GL

Schon 1928 wurden die deutlich größeren Busse vom Typ Büssing IV GLn gekauft (unten).
IV GLn
 
Zwischen 1928 und 1930, kamen die ersten sogenannten "Sechsradwagen", Büssing vom Typ VI GLn, mit immerhin stolzen 110 PS in Göttingen zum Einsatz (unten).
IV GLN

Während einer kurzen Episode durch den Kraftstoffmangel, der durch die Vorbereitungen zum 2. Weltkrieg entstand, wurden in Göttingen Holzgasomnibusse der Firma Henschel aus Kassel, die von Wegmann und Credé karossiert waren, betrieben.

1937 erwarb der Städtische Kraftwagenbetrieb noch einen Büssing 550N, einen Büssing-NAG 350 und drei Fahrzeuge des Typs Büssing-NAG 502 N, wie er auf der Postkarte rechts am Markt zu sehen ist.



Außer zwei Henschel-Fahrzeugen vom Typ 28 O 2 N
und 40 S 2 N, kurz vor Kriegsbeginn, sollten dies die letzten Neubeschaffungen für viele Jahre sein.




1948 und 1949 folgten die ersten werksneuen Busse in Göttingen.
Es waren wieder Büssing-Fahrzeuge. Erstmals sind es Busse mit dem "T" für Trambus in der Typenbezeichnung. Das bedeutet, daß der Motor nicht mehr in einer "Schnauze" vor dem Fahrer untergebracht ist, sondern im Inneraum neben dem Fahrer unter einer Haube stand. So konnte der Fahrer deutlich besser die Straße vor sich sehen, wie in ein Tramfahrer (Straßenbahnfahrer). Den Begriff "Trambus" ließ sich Büssing auch schützen.
502 N
Im Jahr 1948 kam mit Wagen 4 ein Büssing 5000 T mit einem Aufbau der Firma Ludewig nach Göttingen.
Büssing konnte durch den Verlust des Werkes in Elbing noch keine eigenen Karossrien wieder fertigen.
Der Bus erhielt das Kennzeichen BN 62-5425. Hierbei steht das BN für die Besatzungszone "Britisch Niedersachsen" (Bild unten).
Schon 1949 und 1950 folgten sieben weitere Büssing 5000 T. Sie besaßen Aufbauten sowohl von Ludewig wie auch von den Fahrzeugwerken Recklinghausen.
Auch diese Busse erhielten zunächst Besatzungskennzeichen, wurden dann später aber auf Göttinger Kennzeichen mit "GÖ-C 505" usw. umgemeldet.
Der unten abgebildete Wagen 5, zunächst mit dem Kennzeichen BN 62-5367, später GÖ-C 505, wurde bereits 1959 wieder ausgemustert.
5000T
5000T

1950 hielt eine Revolution im Omnibusbau auch in Göttingen Einzug. Die ersten Büssing-Busse mit Unterflurmotor, also einem zwischen den Achsen eingebauten Motor, mit der Typenbezeichnung 5000 TU (Trambus Unterflurmotor) wurden beschafft. Es waren die Wagen 7, 11 und 13 mir den entsprechenden Kennzeichen GÖ-C 501, GÖ-C 511 und GÖ-C 513. Wagen 11 ist auf einem Werksfoto der Firma Büssing aus der Sammlung von Holger Werner unten zu sehen.
Die Wagen 11 und 13 wurden bereits 1961 ausgemustert, während Wagen 7 noch bis ins Jahr 1967 hinein in Göttingen unterwegs war.
Wagen 11

Schon ein Jahr später kamen die nächsten beiden Unterflurbusse vom Typ Büssing TU nach Göttingen (unten).
Diese als Wagen 14 und 17 eingereihten Fahrzeuge bekamen zunächst die Kennzeichen BN 62-5786 und BN 62-5787 und wurden später auf GÖ-C 514 und
GÖ-C 517 umgezeichnet.
Beide Busse gingen nach dem Mauerbau im August 1961 als Solidaritätsbusse nach Berlin. Ein Jahr später erfolgte bereits ihre Ausmusterung.
Wagen 14

Nicht sehr bekannt ist die Tatsache, daß 1951 auch zwei Busse der Firma Mercedes-Benz vom Typ O 3500 mit den Wagennummern 18 und 19 beschafft wurden.

1952 und 1953 gab der nächste Trambus vom Typ Büssing 6000 T sein Debüt in Göttingen. Beschafft wurden in den zwei Jahren insgesamt fünf Fahrzeuge. Im Bild unten ist Wagen 12 noch mit seinem Besatzungskennzeichen zu sehen.
Wagen 12

Zwei kleinere Busse vom Typ 4500 T wurden ebenfalls noch im Jahr 1953 in Dienst gestellt. Sie wurden als Wagen 23 und 24 eingereiht und erhielten zunächst die Besatzungskennzeichen BN 62-6275 und  BN 62-6230. Später bekamen sie die Göttinger Kennzeichen GÖ-C 523 und GÖ-C 524 (unten).
4500 T

Von 1954 bis 1956 kamen noch einmal acht Büssing 6500 T in den Fuhrpark. Sie erhielten die Wagennummern 25 (1954), 26-30 (1955) und 15-16 (1956).
6500 T

Auch der wieder etwas kleinere Typ Büssing TU 7 wurde 1956 noch in 5 Exemplaren beschafft. Sie erhielten die Wagennummern 31-35 und die entsprechenden Kennzeichen GÖ-C 531-535. Im Bild unten Wagen 32.
TU 7

Lediglich ein neues Fahrzeug wurde 1957 gekauft. Hierbei handelt es sich um den letzten erworbenen 6500 T. Er erhielt die Wagennummer 18 und das passende Kennzeichen GÖ-C 518
Wagen 18

In den Folgejahren 1958-1960 kamen insgesamt 12 Busse zu den Stadtwerken Göttingen. Der für Göttingen neue Typ Büssing TU 10 erhielt die Wagennummern 19 und 36-46. Im Bild unten ist Wagen 45 zu sehen, der nach 12 Jahren im Betriebsdienst 1972 ausgemustert wurde.
TU 10

Nachdem Büssings Kapazitäten bezüglich der Karossierung von Fahrzeugen an ihre Grenzen gekommen waren, trat die Firma Emmelmann auf den Plan. Sie karrossierte in den Folgejahren die Busse für die Stadtwerke Göttingen.

So wurden in den Jahren 1961-1963 insgesamt 22 Fahrzeuge vom Typ Büssing/Emmelmann 13 RU 10 beschafft. Die Busse aus dem Jahr 1961 erhielten die Wagennummern 2, 4, 5, 8-11, 13, 17, 23, 24, 47, 48, die in 1962 die Nummern 49-54 und die 63er Neuanschaffungen die Nummern 3, 12 und 14. Im Bild unten ist
Wagen 2 zu sehen. Vermutlich war er, wenn nicht der Erste, so doch einer der ersten Stadtbusse mit Vollwerbung
Wagen 2

Eine Besonderheit stellt Wagen 49 aus dem Baujahr 1962 dar. Er wurde mit einer hochlehnigen Reisebestuhlung, Aschenbechern in den Rückenlehnen und auch einem Radio ausgeliefert.
Wagen 49

Wiederum von Emmelmann karossiert wurden die Busse der Baujahre 1963 bis 1967. Der ausgesprochen formschöne Büssing / Emmelmann Präsident Verbund wurde in insgesamt 16 Exemplaren beschafft. Wagen 20 und 21 (1963), Wagen 6, 32, 35, 55, 56 (1964), Wagen 41, 57-60 (1965), und Wagen 31 und 33 (1966), sowie
Wagen 1 und 34(1967) Unten ist Wagen 55, von Günter Rudnicki am 2. September 1968 aufgenommen, zu sehen.
Wagen 20

Auch hier gibt es drei Ausnahmefahrzeuge. Wagen 20 und 21 aus dem Baujahr 1963 und Wagen 1 aus dem Baujahr 1967 erhielten wiederum die Reiseausstattung. Wagen 20 und 21 zusätzlich ein abgerundetes Heck.
Wagen 20

Wagen 20
Wagen 20 auf der Linie A unterwegs vom Marktplatz über KWP (Kaiser-Wilheolm-Park) zum Hainholzhof / Kehr
Wagen 21 Heck
Auf diesem Foto von einem Betriebsausflug der Stadtwerke in den 1960er Jahren ist sehr schön das abgerundete Heck von Wagen 20 zu erkennen.
Wagen 21

Wagen 21
Am 5. April 1969 nahm Günter Rudnicki Wagen 21 am Markt auf seinem Weg als Linie 18 nach Nikolausberg auf.
Wagen 21
Am selben Tag entstand auch das Foto an der alten Wendeschleife in Nikolausberg. Auch hier ist die hohe Reisebestuhlung gut zu erkennen.
Wagen 1

Wagen 1
Wagen 1 hatte die formschöne Abrundung der Front-Partie wie die anderen Präsident Verbund.
Wagen 1 Heck
Auf der Aufnahme des Fahzeug-Hecks sind sehr schön die hochlehnigen Sitze der Reisbusausstattung zu erkennen.

1968 veröffentlichte der Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV) ein Lastennheft für einen vereinheitlichten Omnibus-Typ. Damit sollten die Werkstätten durch das Vorhalten von weniger Ersatzteilen, die Busfahrer durch eine einheitliche Bedienung der Fahrzeuge, die Unternehmen und auch die Fahrgäste entlastet werden.

Vor der weiteren Beschaffung neuer Busse wurden zunächst 1968 und 1969 zwei Vorführwagen vom Typ Büssing Präfekt 13 Standard und BS 110 V und auch anderer Hersteller vom neuen "VÖV-Stadndard-Bus" ausgiebig getestet.
Hier im Bild zunächst der Präfekt 13 Standard.
Präfekt Standard
Und der Büssing BS 110 V.
BS 110 V

Die Stadtwerke entschieden sich für den Büssing BS 110 V. Er wurde als letzter Büssing-Typ 1969 (Wagen 7, 22, 25-30, 61 und 62), sowie 1971 (Wagen 15, 16, 18, 19, 36-39, 63 und 64) von den Stadtwerken angeschafft. Im Bild sehen wir Wagen 27 auf dem Weg zum "Neuen Gymnasium", dem heutigen Theodor-Heuss-Gymnasium.
Wagen 27

Nach der endgültigen Übernahme der Büssing-Werke durch MAN am 1.1.1972 waren die acht im Jahr 1972 gekauften Omnibusse (Wagen 42-45 und 65-68) bereits mit dem Schriftzug MAN-Büssing BS 110 V versehen..