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IAA 2018
von Robert Schiller

Die diesjährige IAA, weiterhin als Leitmesse der Nutzfahrzeugbranche angepriesen, firmierte diesmal unter dem sehr viel nichtssagenden Motto „Driving Tomorrow“. Dahinter verbargen sich jedoch zahlreiche innovative Neuheiten diverser Hersteller, welche manchmal ganz groß gefeiert, teilweise auch im Kleinen, fast schon verschämt präsentiert wurden. Doch gerade bei letzterem lohnte sich das Hinsehen doppelt, denn während sich der allseits präsente Begriff „elektrisierend“ bei der zehnten Elektrofahrzeugpräsentation reichlich abgenutzt präsentierte und irgendwann in weiterem Marketingsprech unterging, waren weitere gute Ideen eher dem aufmerksamen Messebesucher vorbehalten, der sich nicht vom großen Tamtam beirren ließ und auch mal abseits der großen Fahrzeughersteller stöberte. Eine in den Augen des Verfassers dieser Zeilen herausragend gute Idee fand sich am Streetscooter, welches bei der Post mittlerweile in über 8000 Einheiten im Einsatz ist und auch bei privaten Kunden mehr und mehr Beliebtheit erfährt. Und wer sich jetzt – wie ich auch – fragt, wofür ein Elektroauto überhaupt einen Filter braucht, dem sei der Gedanke dahinter kurz näher gebracht. Der am Rahmen befestigte Filter soll den durch Reifenabrieb und Bremsvorgänge entstehenden Feinstaub wie ein Staubsauger aufsaugen. Ziel ist es, dass das Fahrzeug (man spricht bei Mann+Hummel vom „Feinstaubfresser“) dadurch, dass es verkehrt, am Ende mehr Feinstaub aus der Luft filtert als es selbst produziert. Eine simple wie geniale Idee, bei der man sich fragt, warum da noch niemand vorher drauf gekommen ist (wobei man anmerken muss dass der Streetscooter als Elektrofahrzeug für ein solches Vorhaben auch eine optimale Basis ist – die bei der Stromproduktion entstehenden [Feinstaub-]Emissionen mal nicht mit einbezogen).
Aber weg von kleinen, genialen Ideen, hin zum großen Tamtam. So gut wie alle Hersteller standen wortwörtlich unter Strom und zeigten ihre Lösungen für den Nah-, Fern- und Personenverkehr der Zukunft. Wer im folgenden Messerundgang die Hersteller Solaris und VDL vermisst, dem geht es wie vielen IAA-Messebesuchern, denn beide Hersteller sahen ihre Zielgruppe und Geschäftspartner mittlerweile eher auf der parallel zur IAA in Berlin stattfindenden Innotrans. Früher als schwerpunktmäßige Fachbesuchermesse für Schienenfahrzeuge ausgerichtet scheinen sich nun auch erste Bushersteller eher dorthin zu orientieren. Generell kann man sich getrost die Frage stellen, warum beide Messen mit ähnlichem Schwerpunktpublikum immer im Rhythmus von zwei Jahren zur gleichen Zeit stattfinden müssen anstatt jährlich versetzt, und sich so gegenseitig Besucher und Aussteller rauben.
Wie dem auch sei, nun habe ich euch genug auf die Folter gespannt und lade euch herzlichst zu einem kleinen Rundgang über die IAA 2018 ein.

Evobus:
Wie auch in den vergangenen Jahren präsentierten sich die Evobus-Marken Mercedes-Benz und Setra zusammen in einer Halle neben den LKW von Mercedes-Benz. Beide Hersteller hatten interessantes im Gepäck. Wichtigste und im Vorfeld der Messe wohl am meisten publizierte Neuerung ist der neue eCitaro. Dieser zeigt sich mit einer vom normalen Citaro abweichenden Frontmaske, die stark an den vor zwei Jahren auf der IAA vorgestellten Future Bus angelehnt ist. Der Rest der eCitaro-Karosserie erscheint aber bis auf den höheren Dachaufbau, welcher Batterien und weitere Komponenten kaschiert, konventionell. Einzig die bislang nur vom LKW bekannten Breitreifen auf der Vorderachse fallen noch ins Auge. Direkt daneben, fast etwas im Schatten des eCitaro hatte man die nächste Neuheit geparkt – den Citaro Hybrid.
MB CityHybrid
 City Hybrid
Erstaunlich lange hat man sich bei Mercedes-Benz Zeit und hauptsächlich dem MAN Lion’s City Hybrid das Feld überlassen. Nun aber greift man selbstbewusst auch in diesem Segment an. Im Reisewagenbereich hat man nach Einstellung des Travego in Europa nur noch den Tourismo im Angebot. Der vor kurzem komplett überarbeitete Bus präsentierte sich in Hannover als knallgelber Safety Coach. Bei all diesen hoch technisierten Neuheiten wirkte der mitgebrachte Intouro als vierter im Bunde fast schon wie ein Mauerblümchen.
MB Tourismo
 Tourismo
Setra hatte sich wieder in der gewohnten Hallenecke positioniert und ebenfalls vier Busse im Gepäck. Früher mal für ihre besonderen (Themen-)Lackierungen bekannt scheint man bei den Ulmern mittlerweile fast nur noch dunkles Rot für seine 500er-Reihe zu kennen, präsentierte sich doch der ausgestellte S 516 HDH in der seit der Präsentation der Reihe im Jahr 2012 bekannten Farbgebung. In Richtung Kupfer zielte das Lackkleid des daneben geparkten S 516 HD, in Reihe zwei fand sich ein grauer S 415 LE business. Die bedeutende Neuheit, den S 531 DT, hat man fast schon ein bisschen in der Ecke versteckt.
S531DT
Setra S 531 DT
Durch seine schiere Größe erlangte der neue Doppeldecker auch so genug Aufmerksamkeit. Leider trug das ausgestellte Fahrzeug nicht das betörend leuchtende lilane Farbkleid des ersten Pressefahrzeugs, sondern einen rostroten Farbton, welcher der imposant-eleganten Erscheinung des Busses nicht so recht gerecht werden wollte. Trotzdem strahlte der Bus eine Wertigkeit aus, die auf der Messe ihresgleichen suchte, ganz getreu dem Firmenslogan „The sign of excellence“.

Iveco:
Bei den Italienern scheint der Diesel ausgestorben zu sein – zumindest konnte man das glauben wenn man über den Messestand schlenderte. Nicht ohne Stolz erklärte man den kompletten Stand zur „low emission area“, denn nicht ein konventionelles Dieselfahrzeug hatte man mit nach Hannover gebracht. Egal ob Transporter, LKW oder Bus, der „gewöhnlichste“ Treibstoff für die ausgestellten war wohl das compressed natural gas (CNG). Man zeigte einen grauen Iveco Crossway LE 12 City CNG mit (wie der etwas sperrige Name schon sagt) eben jenem CNG-Antrieb. Wer lieber unter Strom steht konnte mit dem neuen Crealis einen recht eigenwillig gestalteten, rein elektisch angetriebenen BRT-Gelenkbus besichtigen.
Crealis
Iveco Crealis
Die Tochtermarke Heuliez stellte diesem den 12-Meter Stadtbus GX 337 E an die Seite. Und wer gut aufgepasst hat wird sich denken können, dass das „E“ auch hier für den elktischen Antrieb steht.
Heuliez
Heuliez GX 337 E

Traton AG:
Erstmals präsentierten sich in diesem Jahr alle Unternehmen der Traton AG in einer Halle. Kochte Scania bisher immer sein eigenes Süppchen, waren die Schweden diesmal zum ersten Mal zusammen mit Volkswagen, Neoplan und MAN in einer Halle zu finden.
Bei MAN stand im Busbereich, wie zu erwarten war, alles im Zeichen des neuen MAN Lion’s City.
Lions City
MAN Lions City 12
An das futuristische Äußere wird man sich freilich noch gewöhnen (müssen), die inneren Werte kommen trotz großem Rundumschlag aber irgendwie erstaunlich bekannt daher. Notwendige Modernisierungen wurden vorgenommen, die indirekt beleuchteten Trennscheiben inklusive Löwe (in rot wenn die Tür geschlossen-, in grün wenn sie geöffnet ist) strahlen im ausgestellten Messefahrzeug eine hohe Wertigkeit aus und dienen gleichwohl als Leitfaden für Fahrgäste. Leider konnte der Rest des Innenraums nicht restlos überzeugen. In Sachen Verarbeitung und Haptik sollte im Detail noch einmal nachgebessert werden – hier ist weiterhin der aktuelle Solaris Urbino 12 das viel gelobte Maß der Dinge. Beim Antrieb zeigte MAN – wer hätte das gedacht – auch gleich wieder zwei Alternativen zum Diesel – einen Lion’s City 18 G CNG und den elektrischen MAN Lion’s City 12 E als Gegenstück zum eCitaro.
Lions City 18 G CNG
 MAN Lions City 18 G CNG
Lions City E
MAN Lions City 12 E
Blaue Elemente rund um die Scheinwerfer, silberne Zierleisten zwischen vorderem Radhaus und Dach sowie der wie beim eCitaro durchgängig hohe Dachaufbau identifizieren den Stromer. Wer nun Lust hatte den neuen Stadtlöwen zu „erfahren“ konnte sich von einem dieselbetriebenen Exemplar auf einer der Linien auf dem Messegelände chauffieren lassen. Als Vertreter der Reisezunft zeigte MAN einen Lion’s Coach, welcher für den barrierefreien Zugang mit einem Rollstuhllift ausgestattet war. Im Außengelände präsentierte man neben einem weiteren Lion’s Coach noch einen MAN Lion’s Intercity. Wer genau hinsah konnte feststellen, dass dieser über veränderte Scheinwerfer verfügte. Warum das so ist konnte (oder wollte) mit der freundliche Herr am Bus aber nicht verraten.
Lions Intercity
MAN Lions Intercity

Fast schon erfrischend unelektrisch und durchgehend vertraut präsentierte sich Neoplan. Das Flaggschiff Skyliner ist weiterhin absolut beeindruckend, der Cityliner kommt langsam auch optisch in die Jahre, was durch die etwas triste graugrüne Lackierung noch gefördert wurde, der noch junge Tourliner zeigte sich hingegen sehr ansprechend durch die „Klebebande“ beklebt.
Tourliner
Neoplan Tourliner

Scania hatte neben Diesel auch wieder einige Alternativen mitgebracht. Der Stadtbus Citywide zeigte sich als 12 Meter LE-Variante mit Hybridantrieb, seinen Interlink MD fütterte Scania in Hannover mit Flüssiggas (LNG). Bekannt und ohne Innovation stand der in Kooperation mit Higer gebaute Reisebus Touring HD auf der Messe. Im Außengelände verkehrte ein elektrischer Scania Citywide in reiner Standbusvariante.
Citywide 12 LE
Scania Citywide 12 LE
Bei all den Bemühungen der Marken der Traton AG der Kundschaft sowohl im Bus- als auch im LKW Sektor umweltschonende Alternativen zum Dieselantrieb und spritsparende Varianten aufzuzeigen erscheint es fast schon unfreiwillig komisch, dass trotz alledem der bei Scania unvermeidliche V8 hochpoliert zu Anfassen auf dem Messestand zu finden war.

Volvo:
Die Schweden von Volvo zeigten bekanntes, vor allem ihre Reisebusflotte. Auch den Volvo 7900 Electric Hybrid hat man bereits vor vier Jahren gezeigt, damals im Layout der Hamburger Hochbahn. Dieses Jahr präsentierte man ein Cyanblau lackiertes Fahrzeug mit silbernen Stoßstangen. Für welchen Betrieb das ausgestellte, fabrikneue Fahrzeug wohl diesmal bestimmt ist? Ich habe da so eine Ahnung… :-) .
Scania Hybrid
Volvo 7900 Electric Hybrid

Verschiedenes:
Auch kleinere Hersteller aus ferneren Ländern ziehen technologisch nach und zeigen mittlerweile Elektrobusse.
Karsan
Karsan Atak Electric
Karsan hat seinen kleinen Würfel Atak elektrisiert, Temsas überarbeiteter Stadtbus, der wieder Avenue heißen darf, trägt als Elektrobus den Namenszusatz Electron.
Temsa
Temsa Avenue Electron
Beim tschechischen Hersteller SOR zeigte man zwei optisch auffällige Fahrzeuge, welche mit den bisher irgendwie improvisiert aussehenden, wenig ansprechenden Fahrzeugen des Herstellers wenig gemein haben. Leider war nichts über die Busse in Erfahrung zu bringen – wie schon vor zwei Jahren war der Stand von SOR bis auf die ausgestellten Busse vollkommen verwaist.

Modellbusse:
Bei so vielen Neuerungen hatte auch Rietze alle Hände voll zu tun, lieferte man doch sowohl die Neuheiten für MAN als auch für Mercedes-Benz pünktlich zur Messe zu. Soll heißen: bei wem das Geld für einen eCitaro in 1:1 nicht reicht, der kann sich zumindest einen in 1:87 ins Haus holen. Gleiches gilt für den Citaro Hybrid, der mit geändertem Dachaufbau im Heckbereich ebenfalls rechtzeitig zur Messe fertig wurde. MAN und Neoplan wurden mit neuen Werbemodellen aus bekannten Formen beliefert, dazu gesellt sich der neue Lion’s City 18 G und der 12 E, letzterer entsprechend dem ausgestellten Messefahrzeug. Länger bekannt und bereits im Lila des ersten Pressefahrzeugs erhältlich ist der neue Setra S 531 DT. Für ihn zeigt sich AWM verantwortlich. Für die IAA gab es das Modell im rostroten Farbton des ausgestellten Messefahrzeugs; es wurde jedoch wie gewohnt wieder nur an Kunden und Pressevertreter ausgegeben. Bei Temsa (!) wurde nach vielen Jahren wieder ein Modell ausgegeben. Den Temsa Marathon des Herstellers IDD bekam man ebenfalls geschenkt, wenn man auch Interesse an einem Fahrzeug im größeren Maßstab hat.


Text und Fotos: Robert Schiller

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